Mein Freund hat DSPS, das Delayed Sleep-Phase Syndrome. Das ist eine chronische Störung der Schlafenszeitpunkte, die auch nicht heilbar ist.
Konkret bedeutet das, dass er eben nicht wie jeder "normale" Mensch schlafen geht, sondern erst sehr viel später. Üblicherweise geht er zwischen drei und vier Uhr morgens ins Bett und schläft dann dementsprechend länger — acht Stunden Schlaf braucht nunmal jeder.
Mit DSPS gibt es keinen "normalen" Tagesablauf, es ist eben alles um ein paar Stunden verschoben. Es ist schlichtweg nicht möglich, zu "normalen" Zeiten Schlafen zu gehen. Oder haben Sie schon mal versucht, sich nachmittags um 16 Uhr zum Schlafen hinzulegen, obwohl Sie hellwach waren?
Mich persönlich stört DSPS überhaupt nicht. Womit ich ein Problem habe, ist die Reaktion anderer Leute.
Andere Menschen sind irgendwie ständig der Meinung, er mache das mit Absicht und wäre faul. Wenn er es wirklich wollen würde, könne er auch "normal" schlafen. Menschen mit diesem Syndrom werden belächelt und anscheinend nicht für voll genommen, man stößt auf Unverständnis und Intoleranz. Mich kotzt das an.
Ich verstehe die Menschen nicht. Ich sage ja auch nicht zu einem Herzkranken: "Wenn du wirklich wollen würdest, hättest du keine Probleme mit deinem Herzen."
Nach vier Jahren Intoleranz habe ich es aufgegeben, anderen Menschen DSPS zu erklären. Ich sage halt immer, er würde nur Nachtschicht arbeiten und deswegen könne der Handwerker zum Beispiel eben erst nachmittags kommen.
Was ich besonders schlimm finde, ist, dass die Menschen so schrecklich eingefahren sind in ihren Denkstrukturen und ihren kleinen, engen, spießigen Welten. Anscheinend haben die Menschen das selbständige Denken verlernt und akzeptieren nur das, was ihnen "vorgekaut und leicht verdaulich" vorgesetzt wird. Es wird nicht mehr nach rechts und links geschaut, eine eigene Meinungsbildung findet nicht mehr statt. Alles, was von der Norm abweicht, wird ignoriert. Das ist echt bedauernswert.